25.03.2013, 07:31 Uhr | Blickpunkt, 13. März 2013

Hilfe zur Selbsthilfe
Anstrengungen zur Etablierung lokaler Seniorengenossenschaften

Treuenbrietzen. „Natürlich gibt es schon Mechanismen zur Betreuung älterer Menschen, aber das Konzept  von Zeitkonten und die Einbeziehung aller Altersgruppen unter dem Dach des Solidaritätsprinzips, das hat mich schon vor Jahren überzeugt“, erklärt Ingo Hansen, Landesvorsitzender der Senioren Union (CDU), sein Engagement zur Etablierung von Seniorengenossenschaften.
Im Westteil Deutschlands gibt es Seniorengenossenschaften seit 22 Jahren, in Ostdeutschland sucht man sie bislang vergeblich.
In Riedlingen (Baden-Württemberg) habe sich nach Hansens Aussagen eine Seniorengenossenschaft (in Vereinsstruktur) mittlerweile zu einem stabilen  sozialen Netzwerk entwickelt, das mittlerweile die ganze Palette von sozialen und medizinischen Leistungen bis hin zur Lösung fast aller Alltagsbedürfnisse der Senioren auffängt. „Unter Federführung von Josef Martin, ehemaliger Senator, und als SPD-Mitglied heute auch aktiv im Gemeinderat, hat dieses Model dort Schule gemacht. Egal ob Fahrdienst, Pflege, Freizeitgestaltung, Hauswirtschaftspflege bis hin zum betreuten Wohnen, das System dort funktioniert mittlerweile so gut, dass die Genossenschaft bereits drei Häuser ankaufen konnte, in denen die Genossenschaftsmitglieder leben. Das Motto ist ja auch Senioren für Senioren“, so Hansen, der die Vorteile dieses Genossenschaftsmodels an einem Beispiel skizziert.

„Sie kümmern sich beispielsweise zwei Stunden um den Garten eines Seniors. Dann zahlt dieser 8,20 Euro pro Stunde Arbeitsleistung. Davon fließen 1,70 Euro in die Kasse der Genossenschaft und 6,50 sind dann Ihr verdientes Geld, was für Sie auf ein Konto hinterlegt wird. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder Sie sparen das Geld an, lassen es sich, wenn Sie mögen, auszahlen, oder bekommen den Wert ihrer erbrachten Leistung dann selbst einmal in Form von Leistung oder Betreuung zurück. Hilfe zur Selbsthilfe praktisch. Und Sie können selbst als junger Mensch schon anfangen, sich ihr Zeitkonto aufzubauen. Schon mit dem 18. Lebensjahr können Sie, wenn Sie Zeit und Lust haben, Leistungen für andere erbringen und so das Ansparen der Gelder oder späteren Betreuung beginnen.  Kurz gesagt, man hilft heute jemandem und bekommt dann, im eigenen Bedarfsfall die Hilfe zurück.“

Mit dem Start, der Einrichtung der ersten Kommunikationszentrale der ersten ostdeutschen Seniorengenossenschaft in Birkenwerder, rechnet Ingo Hansen im Sommer oder Herbst diesen Jahres. Dann, so Hansen weiter, will man als Verein oder Genossenschaft auch Kooperationen mit bestehenden Betreungs- oder Versicherungsträgern oder Krankenkassen aufnehmen. Viele Leistungen wie Fensterputzen, Staubsaugen oder Einkaufen werden laut Pflegeneuordnung (PNO) seit dem 1. Juli vergangenen Jahres  finanziert, für jene die finanzielle schlechter gestellt sind.

Studenten der Humboldt-Uni erarbeiten Konzepte

„Derzeit arbeiten zwei Studententeams der Berliner Humboldt-Universität an Konzepten zur Etablierung der Seniorengenossenschaften in Ostdeutschland. Mit der Vorstellung der Konzepte rechne ich im Juni. Und auch der Kreis Oberhavel hat bereits Interesse signalisiert und will mit einer Anschubfinanzierung dieses neue Modell auf den Weg bringen“, so Hansen.
 

Start in Treuenbrietzen Ende 2012

In Treuenbrietzen, so bestätigt Anja Schmollack, soll die erste Seniorengenossenschaft Endes des Jahres aus der Taufe gehoben werden. „Ich bin davon voll überzeugt und das Interesse an unseren, bereits zwei Informationsveranstaltungen, dazu, hat gezeigt, dass die Menschen hier dieses zusätzliche und ganz lokale Angebot der Altersvorsorge gern annehmen. Wer aus unserer Generation oder selbst von unseren Kindern weiß denn heute schon, wie sich Rente und Betreuung später einmal entwickeln werden. Ich halte es für sehr sinnvoll, sich heute, wo man es auch noch kann, einzubringen, um dann später selbst unterstützt zu werden.
Weitere Informationen zum geplanten Start der Seniorengenossenschaften im Land gibt Ingo Hansen gern. Kontakt: seniorenunionhvl@arcor.de oder Telefon 0151 / 64403111. fdk


Die Idee der Seniorengemeinschaften ist nicht neu und hat in Riedlingen, dem Heimatort dieser Menschen, einen festen Platz im Alltag. Foto: privat Die Idee der Seniorengemeinschaften ist nicht neu und hat in Riedlingen, dem Heimatort dieser Menschen, einen festen Platz im Alltag. Foto: privat