14.07.2012, 10:52 Uhr | Potsdamer Neueste Nachrichten v. 14.07.2012; S.17

Punktekonto für den Lebensabend
Seniorengenossenschaft für den Kreis angeregt

 Potsdam-Mittelmark - In Zeiten von Überalterung und Pflegenotstand könnten sie die passenden Antworten liefern: Seniorengenossenschaften. In den alten Bundesländern gibt es seit über 20 Jahren solche Vereinigungen, in denen jüngere Menschen älteren zur Seite stehen. Nach dem Motto „Heute helfe ich, morgen wird mir geholfen“ werden überforderte Pflegedienste so durch ehrenamtliche Kräfte entlastet. Denn: Wer zu Hause genug Unterstützung bekommt, muss nicht ins Heim. Das Modell soll jetzt auch in Potsdam-Mittelmark Schule machen: Der CDU-Stadtverband Treuenbrietzen hat das Interesse an diesem Thema erkannt und will die Gründung einer Seniorengenossenschaft vorantreiben.
 „Ältere Menschen möchten so lange wie möglich im eigenen Haus wohnen bleiben“, so Stadtverbandschefin Anja Schmollack. Das erkenne man schon an der großen Nachfrage nach Tagespflegeplätzen. Zwei Einrichtungen bieten diese Leistung in Treuenbrietzen an, die Nachfrage sei riesig und kaum zu decken. Abhilfe könnten auch hier Menschen schaffen, die selbst schon in Rente sind, aber mit ihren jeweiligen Fähigkeiten Ältere unterstützen wollen. Das kann von der Einkaufshilfe bis hin zur Beratung in Versicherungsfragen gehen – je nachdem, was der einzelne zu bieten hat.

Die Leistungen könnten dann nach einem Punktesystem vergolten werden. Je mehr Punkte jemand sammelt, umso entspannter kann er dann auf den eigenen letzten Lebensabschnitt blicken. Im März hatte Ingo Hansen, Vorsitzender der märkischen Senioren-Union, das Thema erstmals vorgestellt und den Nerv der Treuenbrietzener getroffen, erinnert sich Anja Schmollack. Am 20. Juli soll es eine weitere Veranstaltung dazu geben. Auch auf Landesebene will die Union das Thema voranbringen: In einem Antrag hat die CDU-Landtagsfraktion die Landesregierung aufgefordert, ein „Konzept zur Unterstützung von Gründungen von Seniorengenossenschaften“ zu entwickeln.

Wie so etwas funktioniert, lässt sich am Beispiel der bereits 1991 gegründeten Seniorengenossenschaft im oberschwäbischen Riedlingen sehen. Die fast 600 Genossenschaftler schaffen es, allein durch ihre Mitgliedsbeiträge und durch ehrenamtliche Arbeit Essens-, Fahr- und Hilfsdienste zu organisieren. Mit mehreren Bauträgern und Fördergeld sind außerdem 71 barrierefreie Wohnungen errichtet worden. Thomas Lähns

Inforunde am Freitag, 20. Juli, um 15 Uhr im Café Sabinchen, Leipziger Straße 10, 14929 Treuenbrietzen.

von Thomas Lähns