23.12.2011, 17:14 Uhr | Märkische Allgemeine / HerrmannM.Schröder

Jäger zahlen Zeche für Wolfsexperiment
Jagdpächter Karl Parlesak kritisiert Ansiedlung von Wölfen im Fläming und fordert Abschusszeiten

Nach den jüngsten Wolfsangriffen auf eine Schafherde bei Neuendorf werden immer mehr kritische Stimmen laut. Mit dem Treuenbrietzener Jagdpächter Karl Parlesak sprach Hermann M. Schröder.

MAZ: Herr Parlesak, hatten Sie schon Wolfsangriffe in Ihrem Revier?

Karl Parlesak: Ja, Wildrisse sind schon gefunden worden. Ich selber habe auch schon zwei Mal Wölfe gesichtet.

Wie groß sind die Schäden? 
Parlesak: Man kann es hochrechnen. Ein Wolf frisst fünf Kilo Fleisch am Tag. Das sind 1,8 Tonnen pro Jahr. Das entspricht einem Wert von knapp 6500 Euro. In ganz Brandenburg leben derzeit rund 70 Wölfe, das macht also 176 Tonnen Wild, die im Jahr verloren gehen. In meinem Revier sind die Schäden schwer bezifferbar und bislang nicht so gravierend. Die Wolfspopulation nimmt jedoch rasant zu, im Land Brandenburg werden im nächsten Jahr rund 140 Wölfe leben.

Wie viele Wölfe leben in Ihrem Bereich?

Parlesak: Das sind zirka sechs Wölfe. Die leben auf dem alten Truppenübungsplatz ganz in der Nähe.

Haben Sie als Jäger eine Möglichkeit des Eingreifens, also dürfen Sie Wölfe schießen?

Parlesak: Nein, das dürfen wir noch nicht. Wir müssen zusehen und sind machtlos. Keiner möchte gerne eine Maus in der Speisekammer haben, aber wenn der Nachbar einen Wolf im Revier hat, dann wird Beifall geklatscht. Aber es sind meistens keine Eigentümer, die applaudieren, sondern häufig Menschen, die in Städten leben. Wir als Pächter und Jäger zahlen die Zeche für das Wolfsexperiment. Der Wildbestand leidet und damit der Pachtzins für den Eigentümer.

Geht von Wölfen Ihrer Meinung nach auch eine Gefahr für Menschen aus?

Parlesak: Nur in äußerst harten Wintern. Darüber gibt es Abhandlungen. In Russland beispielsweise gab es Fälle, dass Wölfe an Bushaltestellen auf Kinder gewartet haben.

Welche Beute bevorzugen Wölfe?

Parlesak: Die Wölfe ernähren sich überwiegend von Schalenwild. Sie bevorzugen vor allem Muffelwild, Rehwild und Damwild.

Braucht man hier den Wolf?

Parlesak: Wir haben als Räuber den Fuchs, den Marderhund und den Waschbären, die greifen gerne beim Wild zu. Es gibt jetzt schon Reviere, in denen Schalenwildarten fehlen. Es ist eine Ausnahme, wenn Wölfe die Bestände regulieren sollen. Der Wolf gehört nach Russland und Alaska, wo er natürliche Feinde wie Bären und Adler hat, aber nicht in dicht besiedelte Regionen wie das Land Brandenburg, wo alle paar Kilometer ein Ort oder eine Straße liegt.

Welche Lösung gibt es in dem Konflikt?

Parlesak: Der Wolf muss ins Jagdgesetz aufgenommen werden, es muss erlaubt sein, ihn in bestimmten Zeiten zu schießen. Der Mensch muss die Bestände regulieren, und das kann er auch.